Dark Tourism als eine Seite von Cacher-Reisen
Der „dunkle Tourismus“ wurde als Tourismus definiert, der Reisen in Orte einschließt, die historisch mit Tod und Tragödie assoziiert sind – so weit die Übersetzung aus dem englischen Wikipedia. Auch mit Cacher-Reisen haben wir schon Ziele des Dark Tourism besucht, wie z.B. Tschernobyl oder die Ghost Church in Czech. Häufig auch verbunden mit Lost Places.
Weitere Ziele sind bekannt, wie die Felder von Verdun, die Killingfields in Kambodscha oder Konzentrationslager wie Auschwitz oder Dachau. Im Internet findet man jedoch auch viele unbekannte Stätten, so dass ausgiebigen Urlaubsreisen da nichts im Wege steht. Auch die Beelitz-Heilstätten bei Berlin, einigen Cachern ja nicht unbekannt, werden als „gruseligste Klinik der Welt“ in diesen Katalog aufgenommen.
Ein Beispiel für Dark Tourism
Ein Beispiel für den Boom im Dark Tourism: die Skelter-Tour in Los Angeles: Ungefähr 70 EUR kostet ein Ticket für vier Stunden Höllenfahrt auf den Spuren des Sektenführers Charles Manson. Die „Helter Skelter Tour“ führt die Teilnehmer zu Tatorten einer berüchtigten Mordserie in den USA. Das berühmteste Opfer war die hochschwangere Schauspielerin Sharon Tate, Ehefrau des Regisseurs Roman Polanski. Insgesamt starben im Blutrausch der sogenannten „Manson Familiy“ sieben Menschen. In Kleinbussen kann man mit einer Touragentur zu den dunklen Seiten von Los Angeles fahren. Es geht zu den tatsächlichen Tatorten. Mit Videos und Audios bekommen die Tourteilnehmer alles über die brutalen Morde erzählt. Es ist eine „seltsame und entsetzliche“ Story, aber eben auch Teil der Geschichte der Stadt Los Angeles. Oftmals ist die Tour ausverkauft.
Ebenso Tschernobyl. Immer mehr Reiseveranstalter melden einen Tagestrip von Kiew aus – manchmal sogar eine 2-Tages-Tour mit Übernachtung….
Definition
Wer an solchen Reisen teilnimmt, könnte als „Dark Tourist“ bezeichnet werden. Der Begriff des Dark Toursim wurde 1996 von John Lennon und Malcolm Foley geprägt, zwei Tourismusforschern aus Großbritannien.
Wenn man über Dark Tourism nachliest, stößt man bald auf Peter Hohenhaus. Er ist ein solcher Dark Tourist und betreibt eine Website mit Reisezielen und Tips zu dem Thema. Mehr als 700 Orte in 90 Ländern, die man dem Dark Tourism zuordnen kann, hat er besucht. Dass es den dunklen Tourismus in vielen verschiedenen Formen geben soll, verwundert nicht weiter. Es gibt auch viele Katastrophen und Unglücke, Verbrechen. Der Bezug zu Tod und Desaster kann bei dem Dark Tourism auch enger oder weiter sein. Es muss auch nicht immer Tote gegeben haben.
Motivation
Für den Besuch eines düsteren Platzes oder eines Lost Places gibt es so viele verschiedene Gründe, wie es Menschen gibt, dir dorthin ihre Reise verlegen. Als Motivation wird oftmals der aus unserem Kulturkreis weitgehend verdrängte Kontakt mit dem Leid und Tod gesehen. Antworten auf ungestellte Fragen werden hier gesucht. Aber auch reine Neugier und Wissensdurst sind Antriebsquellen, ebenso wie geschichtliches Interesse. Auch Psychologie kann eine Rolle spielen, wenn es um die Verarbeitung der eigenen Geschichte oder der von Angehörigen oder Freunden geht. Und letztlich gibt es auch hier den einfachen Voyeurismus, der dazu führt, dass auch Dark Toursim oftmals als negativ angesehen wird.
Netflix
Wer weniger mutig ist und sich gerne von der Couch zuhause in Orte des Dark Tourism einfinden will, der hat neuerdings mit Netflix einen guten Partner an seiner seite. Unter dem Titel „Dark Tourist“ findet man eine Staffel, in der Journalist David Farrier ungewöhnliche Orte vorstellt.
Moral
Während wir geschichtliches Interesse an morbiden Örtlichkeiten als hohes Ziel ansehen, wird es bei gerade aktuellen Katastrophen ethisch schwieriger. Die Schulklasse, die Auschwitz besucht ist legitim und gut angesehen, die Underground-Tour in Seattle erfreut sich hoher Beliebtheit bei Alt und Jung und wird nicht als moralisch verwerflich angesehen. Der Run zu einem gerade gesunkenen Kreuzfahrtschiff, die Selfies vor dem Wrack der Costa Concordia lösen da schon andere Gefühle aus.
Auch in diesem Bereich des Dark Tourism gibt es gutes wie auch weniger gutes Verhalten der Touristen. Ein ernsthaft interessierter dunkler Tourist kennt jedoch seine Reiseziele und hat sich gut auf seinen Besuch vorbereitet.
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