Kulturtag in Kapstadt

Neben Natur und Tieren hat Kapstadt auch kulturelle Highlights. Eine Museumstour klingt langweilig? Ist aber alles andere als das!
Eigentlich zählt Robben Island auch als Museum, dazu berichten wir jedoch gesondert.
Heute also in Kapstadt selbst steht das Heart-Museum und das Museum des Distrikt 6 auf dem Programm.

Das Heart-Museum befindet sich im Groote Schuur-Hospital. Und es geht um die erste Herztransplantation, die von Christiaan Barnard 1967 hier durchgeführt wurde.
Mit Uber kommt man von der Innenstadt Kapstadts für kleines Geld (ca. 3 EUR) direkt an das Krankenhaus. Ein aktives Krankenhaus mit vielen einzelnen Gebäuden/Fachkliniken und einem wunderschönen Hauptgebäude.

Dort geht es für uns auch rein und wir werden freundlich an der Kasse empfangen. Dieser Museumsbesuch ist nicht ganz günstig. Mit 140 ZAR/7.80 EUR je Person liegt er für Kapstadt im gehobenen Segment. Wir hatten die Wahl zwischen einer Führung und selbst durchlaufen. Da es sich um viele Dokumente handelt, die man in Ruhe studieren kann, wählen wir den eigenen Durchgang.


Der Rundgang beginnt mit einem alten Fahrzeug und dem Bild einer Strasenkreuzung aus den 60ern. Obwohl ich zuvor einiges über die erste Herztransplantation gelesen hatte, erschloss sich mir dieser Raum nicht, erst später beim Rundgang.


Man erreicht den ersten Stock mit dem Großteil der Ausstellung über die Treppe des Krankenhauses und bekommt einen Eindruck, wie hier in Südafrika Krankenhausleben aussehen kann.


Im Museumstrakt sind unzählige Dokumente ausgestellt. Papiere, Auszeichnungen, Presseberichte. Unmöglich, jedes Papier zu lesen.  Aber man hat recht schnell einen Eindruck von dem Wunderkind Christian Barnard mit den begnadeten Händen. Schön fanden wir, dass auch über sein Privatleben, seine Kindheit, seine Ehen und Kinder gut aufbereitete Unformationen zur Verfügung standen. Wie gesagt, alles lesen kann man gar nicht. Aber es ist ein berührendes Gefühl an dem Ort zu stehen, wo am 3. Dezember 1967 die erste Herztransplantation stattfand. Ich hatte im Vorfeld dazu gelesen. Denise Darvall war eine junge Frau, die bei einem Verkehrsunfall (da erschloss sich dann der Eingangsbereich mit dem Bild der Verkehrskreuzung) einen Herztod erlitt. Auf das vehemente Drängen ihres Vaters wurde sie die erste Patientin mit transplantiertem Herz. 18 Tage hat sie damit überlebt. Das Zitat "Das Herz ist nur eine Pumpe" wird Christiaan Barnard zugeschrieben und zeigt seine Einstellung, die vielleicht diese Revolution in der Menschheit vorangetrieben hat.

Dann kommt das Besondere an diesem Museum. In 6 Szenarien wird der OP-Raum dargestellt. Mit lenensgroßen Figuren wirkt die Szenerie ein wenig spukie. Sicher hängt die besondere Atmosphäre der Räume auch von der liebevoll gestalteten und detaillgenauen Darstellung ab. Man fühlt sich mitten drin dabei. Die respektvollen Gestaltung der Menschen zeigt sich in jedem Detail. Keine glatte Haut, wie bei einer Puppe, sondern echte Memschen - das Gefühl hat man, wenn man die OP-Sääle betritt. Aufgrund meiner Statusbilder schrieben mich mehrere Menschen an, ob es Figuren oder Menschen seien. Und so fühlt man auch, wenn man dort vor Ort steht.


Ein sehr guter Einblick in die damalige Situation. Es ist Wert, diese "Stunde der Menschheit" als etwas Besonderes zu bewahren. Dies wird mit dem Heart-Museum in Kapstadt auf jeden Fall geschafft!

Unser nächster Stop bringt uns zu dem Museum des Distrikt 6. in einer alten Methodistenkirche befindet sich ein Museum, das vieles über die erschütternde Geschichte des Südafrikas zur Zeit der Apartheid berichtet und darstellt. Hier erfährt man, wie das bunte, lebendige Zentrum für viele Künstler vom Apartheid-Regime durch die bekannten Zwangsumsiedlungen demontiert wurde. Es gibt unzählige Fotos, Berichte, Zeitungsausschnitte, die über diese Zeit berichten.

Zum Abschluss des Kulturtages suchen wir noch einen besonderen Virtual, GC891FE, Apartheid South Africa, auf. Vor dem Gebäude des heutigen High Court Civil sind zur Erinnerung und Mahnung zwei Bänke aufgestellt. Man hat die Wahl zwischen "Whites only" und "Non White". Lebendige Erinnerungen an die Hoch-Zeit der Apartheit. In einem Raum des Gebäudes fanden von 1950 - 1991 formelle Anhörungen erniedrigender Art statt. Hier traten Menschen vor ein Berufungsgremium, um darüber zu streiten, als welche "Rasse" sie bezeichnet werden sollten. Die Einstufung erfolgte auf einer Skala von "Weiß" (volle Rechte) bis "Bantu" (mit den wenigsten Rechten). Die Klassifizierung war subjektiv, und Familien wurden auseinandergerissen, wenn hell- oder dunkelhäutige Kinder oder Eltern - oder solche mit lockigen Haaren oder anderen Merkmalen - in separate Kategorien eingeteilt wurden.  

Gleich noch eine Erinnerung an eine nicht-gute Zeit, die hier vor Ort ein wenig verwundern mag: direkt um die Ecke am Eingang der Fußgängerzone findet man ein Stück der Berliner Mauer. Manches liegt nahe beieinander....


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